ÖIAT Research
Das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) setzt sich seit mehr als 20 Jahren für einen kompetenten, sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien ein. Gemeinsam mit Partnern forschen wir zu aktuellen Themen aus der digitalen Welt. Auf dieser Seite geben wir einen Einblick in vergangene und aktuelle Forschungsprojekte
Stop Fraud - Bedrohungen für den österreichischen Onlinehandel
Proaktive Sicherheitsmaßnahmen & Policy-Empfehlungen
Im E-Commerce tätige KMU sind zunehmend mit Betrug, Markenpiraterie und Cyberangriffen konfrontiert. Um Bedrohungen rasch zu erkennen und die Sicherheit im E-Commerce nachhaltig zu stärken, bedarf es einer Kombination aus rechtlichen Anpassungen, technischen Schutzmaßnahmen und gezielter Bewusstseinsbildung. Aus der Studie wurden daher folgende Empfehlungen abgeleitet:
Proaktive Schutzmaßnahmen
- Regelmäßige Sicherheitschecks
- Gezielte Schulungen für Mitarbeiter:innen
Policy-Empfehlungen
- Zentrale Anlaufstelle, die Unternehmen mit Informationen und Beratung unterstützt
- Strengere Gesetze gegen Markenfälschung und Produktpiraterie
- Verstärkte internationale Zusammenarbeit
- Monitoring von Domain-Registrierungen, um Fake-Shops frühzeitig zu erkennen
Technische Lösungen
- Einsatz von Wasserzeichen auf Produktbildern
- Kampagnen zur Sichtbarmachung seriöser Anbieter
Websiteangriffe als Bedrohung
Die eigene Website ist für E-Commerce-Unternehmen ein zentraler Kommunikationskanal – zugleich stellt sie jedoch eine potenzielle Schwachstelle für Cyberangriffe dar. Betrüger*innen stehlen die Informationen von Websites, um damit Fake-Shops zu erstellen und gefälschte Marken und Produkte anzubieten. Daher sollten KMU ihre Online-Präsenz regelmäßig überprüfen. 14% der KMU im E-Commerce geben an, ihre Websites niemals zu kontrollieren, während 30% dies nur einmal im Monat oder seltener tun. Diese mangelnde Überwachung macht sie verletzlich.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass betroffene Unternehmen nur selten öffentlich machen, wenn sie Opfer von Betrug geworden sind. Dadurch bleiben bestimmte Betrugsmethoden weitgehend unbekannt. Umsatzverluste durch Fake-Shops oder gefälschte Produkte entstehen meist über einen längeren Zeitraum, sodass die Schäden nicht sofort spürbar sind und weniger Aufmerksamkeit erhalten. Anders verhält es sich bei Unternehmen, die Opfer von Ransomware-Angriffen oder CEO-Betrug werden. Diese Vorfälle sind in der Öffentlichkeit präsenter, da sie oft einmalige, aber erhebliche finanzielle Verluste verursachen und daher größere mediale Beachtung finden.
Handlungsempfehlungen für KMU und Policy Forderungen
Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse wurden gezielte Handlungsempfehlungen für KMU entwickelt. Dazu gehört u. a. der Appell, rechtliche Instrumente konsequent zu nutzen, um Verstöße gegen das geistige Eigentum wirksam durchzusetzen. Zudem wird empfohlen, verstärkt in Schulungen und Aufklärungskampagnen zu investieren, um das Bewusstsein für bestehende Risiken zu schärfen und Schutzmaßnahmen zu etablieren.
- Diversifizierung der Vertriebskanäle: KMU sollten auf eine breite Palette an Vertriebskanälen setzen. Dies steigert nicht nur die Reichweite, sondern reduziert auch das Risiko finanzieller Verluste durch betrügerische Akteure. Die Kombination aus Online- und Offline-Kanälen erhöht die Widerstandsfähigkeit gegenüber potenziellen Bedrohungen und sorgt für mehr Stabilität im Geschäftsbetrieb.
- Proaktive Maßnahmen gegen Bedrohungen: KMU sollten gezielt präventive Strategien entwickeln, um Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und effektiv zu bekämpfen. Dazu zählen insbesondere:
- Überwachung von Online-Marktplätzen, um betrügerische Aktivitäten schnell aufzudecken.
- Schulungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, damit sie Fälschungen und Betrugsversuche besser erkennen können.
- Zusammenarbeit mit Rechts- und Technologieexperten, um rechtliche Schutzmechanismen optimal zu nutzen und technische Sicherheitsmaßnahmen zu optimieren.
- Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und Implementierung wirksamer Schutzmaßnahmen, um das Risiko von Betrug und Cyberangriffen nachhaltig zu reduzieren.
- Kundenaufklärung und Transparenz: Eine offene und klare Kommunikation über die Risiken von Fälschungen sowie die Merkmale authentischer Produkte ist essenziell. Dies stärkt das Vertrauen der Kundinnen und Kunden und motiviert sie, gezielt bei seriösen Händlerinnen und Händlern einzukaufen. Gezielte Informationskampagnen und klare Produktkennzeichnungen tragen dazu bei, das Bewusstsein für Betrugsrisiken zu schärfen und Verbraucherinnen und Verbraucher besser vor Täuschungen zu schützen.
Sicherheit im E-Commerce: KMU unterschätzen Risiken durch Betrug
Die Cyberkriminalität im digitalen Raum nimmt zu, was auch österreichische KMU, die im E-Commerce tätig sind, beeinflusst. Ein Viertel der befragten Unternehmen (22%) hat bereits Erfahrungen mit solchen Bedrohungen durch Fake-Shops, Markenfälschungen und Produktpiraterie gemacht. Dennoch bleibt die Risikoeinschätzung durch zunehmende Cyberkriminalität eher gering. Die tatsächliche Bedrohung ist vielfach höher als die Wahrnehmung der KMU, so dass eine Diskrepanz zwischen Risiko und Bewusstsein besteht. Dabei stehen den Unternehmen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass KMU ihre Abwehrstrategien kontinuierlich anpassen müssen. Effektive Schutzmaßnahmen und der Einsatz von Technologie zur Betrugsbekämpfung (z.B. KI oder Machine-Learning-Anwendungen) sind entscheidend für den langfristigen Erfolg.
Wie schützen sich KMU derzeit?
Eine große Herausforderung ist die niedrige Wahrnehmung des Betrugsrisikos in der eigenen Branche. Der Nutzen von Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung wird dennoch hoch eingeschätzt. Insbesondere eine starke Kommunikation mit Kund*innen, die Überwachung des Online-Marktplatzes und der Kontakt zu Plattformbetreibern werden als wirksam bewertet. Auch die Unterstützung durch die Wirtschaftskammer (WKO) durch deren einschlägigiges Beratungsangebot wird von den Unternehmer*inne als sehr hilfreich erachtet.
Wie schätzen die betroffene Unternehmen den Nutzen dieser Maßnahmen ein?
Unternehmen, die bereits Maßnahmen gegen Marken- und Produktpiraterie ergriffen haben, bewerten den Nutzen dieser Maßnahmen besonders hoch. Insgesamt zeigt die Studie, dass KMU im dynamischen Umfeld des E-Commerce anpassungsfähig und wachsam sein müssen. Dies beinhaltet die Verstärkung von Sicherheitsmaßnahmen und die Entwicklung robuster Strategien gegen E-Commerce-spezifische Bedrohungen.
Von lokal zu global: Wie österreichische KMU den E-Commerce nutzen
Wie stellt sich die aktuelle Situation der österreichischen KMU im Bereich E-Commerce dar?
Fast jedes dritte Unternehmen (29%) im österreichischen Einzelhandel verkauft Produkte online. Ein Großteil dieser Unternehmen (83%) nutzt dafür eigene Onlineshops, während mehr als die Hälfte auch weiterhin stationäre Geschäfte betreibt. Neben der eigenen Website sind Online-Marktplätze, soziale Netzwerke und Click & Collect-Angebote weitere wichtige Vertriebskanäle.
Wie gestalten KMU ihre Marketingstrategien im digitalen Umfeld?
Der effektive Einsatz digitaler Marketingstrategien ist für KMU im E-Commerce von entscheidender Bedeutung. Nahezu alle befragten Unternehmen (98 %) verfügen über eine eigene Website. Auch Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram sind mit Nutzungsquoten von 60% bzw. 53% weit verbreitet. Sechs von zehn Händler verwenden Suchmaschinenwerbung zur Bewerbung ihrer Produkte. Sechs von zehn Händlern setzen Suchmaschinenwerbung ein, um für ihre Produkte zu werben.
Welche Herausforderungen sehen KMU bei ihren E-Commerce-Aktivitäten?
Die Herausforderungen im E-Commerce sind vielfältig und betreffen vor allem das Marketingbudget und die Zielgruppenansprache. Etwa die Hälfte der Unternehmen klagt über Budgetrestriktionen, die es erschweren, die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Ebenso berichten 49% der Unternehmen über Schwierigkeiten bei der zielgruppengenauen Ansprache.
Welche Risiken sehen KMU im Online-Handel?
Fake-Shops, Markenfälschungen und Produktpiraterie sind wesentliche Risiken für KMU im E-Commerce, die nicht nur zu finanziellen Verlusten, sondern auch zu Vertrauens- und Reputationsverlusten führen können. Verletzungen des geistigen Eigentums führen häufig zu hohen Rechtskosten und zum Verlust der Exklusivität, was die Situation weiter verschärft.
Welche Maßnahmen könnten diese Risiken verringern?
Um diese Risiken zu mindern, ist eine Kombination aus stärkerer Regulierung, bewährten Sicherheitspraktiken und Risikoaufklärung erforderlich. Auch die Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Plattformen und Dienstleistern ist entscheidend, um die Integrität des Online-Handels zu gewährleisten und das Vertrauen der Verbraucher*innen zu stärken.
Welchen Risiken sind KMU im Onlinehandel konkret ausgesetzt?
1 von 4 im E-Commerce tätigen österreichischen KMU hat bereits Erfahrungen mit Betrug, z.B. durch Fake-Shops, Markenfälschungen, Produktpiraterie oder Verletzung geistigen Eigentums gemacht. Diese Bedrohungen sind besonders kritisch, da KMU oft über begrenzte Ressourcen verfügen und daher anfälliger für die negativen Auswirkungen solcher Aktivitäten sind.Neben finanziellen Verlusten können diese Vorfälle auch das Vertrauen der Kund*innen in den Onlinehandel beeinträchtigen.
Aus diesem Grund hat die KMU Forschung Austria gemeinsam mit dem Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation die Dunkelfeldstudie Stop Fraud – Bedrohungen für den österreichischen Onlinehandel durchgeführt. Die gesamte Studie wird Ende Februar veröffentlicht und gibt einen umfassenden Überblick über die vielfältigen Bedrohungen, denen KMU im E-Commerce ausgesetzt sind.
Über das Projekt
Online-Shops müssen sich heute in schwierigen Marktverhältnissen behaupten. Zur Dominanz von Anbietern aus dem Ausland und fehlendem Kund:innen-Vertrauen gesellen sich zunehmend betrügerische Anbieter, die mit Werbung auf Social Media und in Suchmaschinen auf dieselben Marketinginstrumente setzen wie seriöse E-Commerce Unternehmen. Das strategische ACR-Projekt StopFraud hat zum Ziel, diese betrügerische Konkurrenz im E-Commerce zu bekämpfen. Mehr Informationen: https://research.oiat.at/de/stopfraud
Wie wurde die Studie durchgeführt?
Die Datenerhebung erfolgte über eine Onlineumfrage, bei der alle Unternehmen im österreichischen Einzelhandel als Grundgesamtheit definiert wurden. Die Befragten repräsentieren ein breites Spektrum an Unternehmensgrößen: Ein-Personen-Unternehmen (EPU) (27%), zwei bis neun Mitarbeiter*innen (51%), zehn bis 49 Mitarbeiter*innen (18%) und mehr als 50 Beschäftigte (5%).
Was bedeutet das für KMU im E-Commerce?
Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass der Schutz vor Betrug und Produktpiraterie im Onlinehandel von zentraler Bedeutung ist, um die Integrität und Sicherheit im E-Commerce zu gewährleisten. KMU sind gefordert, in Schutzmaßnahmen zu investieren und ein hohes Maß an Wachsamkeit zu bewahren.